Heft 11 – Operation Leopard

Kolwesi, eine Bergbaustadt in der Provinz Shaba in Zaire. Wir schreiben den 12. Mai 1978. In der Bergbauindustrie arbeiten auch einige hundert europäische Techniker und Büroangestellte. Mit Angehörigen wohnen zu diesem Zeitpunkt insgesamt rund 3.000 Europäer, vor allem Franzosen und Belgier, in Kolwesi. Als sie am Morgen des 13. Mai aufwachen, finden sie sich plötzlich inmitten eines blutigen Kriegs wieder.

Kubanische und sowjetische Militärberater hatten im Vorfeld angolanische Rebellen der FNLC, genannt „Tiger“-Rebellen, für einen bewaffneten, kommunistischen Putsch in Zaire ausgebildet. „In einem Gewaltmarsch waren sie über 300 Kilometer durch die Savanne von ihren Ausbildungslagern in Angola gekommen“, so der Fremdenlegions-Historiker Douglas Boyd. Bewaffnet mit Kalaschnikow-Sturmgewehren, belgischen FAL-Gewehren, israelischen Uzis und amerikanischen M 16 und gekleidet in alte Uniformteile europäischer und afrikanischer Armeen, einte sie als gemeinsames Erkennungsmerkmal einzig ein kleiner Aufnäher aus blauem Tuch mit einem silbernen Tiger darauf. Als Ziel der Invasion war ausgegeben worden, die Regierung des zairischen Präsidenten Mobutu durch die Eroberung der Kupfer- und Diamantminen Kolwesi ins Wanken zu bringen.

Als am Morgen des 13. Mai die Tiger-Miliz in Kolwesi eintrifft, schlägt ihr nur geringer Widerstand durch die zairischen FAZ-Truppen entgegen. Nach einigen Feuergefechten ist die Stadt schnell genommen. Als in der Hauptstadt Kinshasa das Ausmaß der Invasion gemeldet wird, zögert die Regierung, die vereinzelt noch kämpfenden FAZ-Einheiten zu verstärken. Doch bereits am 14. Mai ist die Stadt komplett in Hand der kommunistischen Tiger-Soldaten. Den europäischen Männern wird vorgeworfen, Söldner der zairischen Armee zu sein. Plünderungen, Brandschatzungen, Schauprozeße und Erschießungen folgen.

Am 16. Mai teilt der französische Botschafter in Kinshasa seinem Präsidenten Giscard d’Estaing mit, daß die 3.000 Europäer in Kolwesi Geiseln der Terroristen seien. Massenhinrichtungen und Gewaltorgien ließen ein Massaker befürchten. Frankreich schreitet ein!

Am Mittwoch, den 17. Mai 1978, erhält Legions-Oberst Philippe Erulin um 11 Uhr einen Anruf aus dem Hauptquartier der 11. Fallschirmbrigade in Toulouse. Das auf Korsika stationierte 2. Fallschirmjäger-Regiment (R.E.P.) wird in operative Bereitschaft versetzt und in der Nacht auf den 19. Mai nach Kinshasa geflogen. Hier beginnt die Operation „Leopard“, die Befreiung von Tausenden europäischen Geiseln aus den Fängen kommunistischer Terroristen. Um 15.40 Uhr erreichen die Transportflugzeuge den Luftraum über Kolwesi. Für die erste Welle von 450 Fallschirmjägern der Legion öffnen sich die Türen zum Absprung. Wird die Befreiung Kolwesis gelingen?

Veröffentlicht in Uncategorized.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*