Heft 6 – Das Höllenfort

Das Sultanat von Marokko wurde in den Jahren 1911/12 in ein französisches und ein spanisches Protektorat aufgeteilt. Freilich ahnte niemand zu diesem Zeitpunkt, daß die dort lebenden Stämme – für die es nichts Erstrebenswerteres gab als ihre vielgeliebte Freiheit – das Land ihrer Väter mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die verhaßten Besatzer verteidigen würden. Hierfür fanden sich zahlreiche Araberstämme zusammen, um so ihre Kampfkraft zu stärken und gemeinsam eine Chance gegen die feindliche Übermacht zu haben.

Paris versuchte damals, seinen Einfluß auf Marokko auszudehnen, obwohl es dabei den Vertrag von Madrid von 1880 brach, in dem die Souveränitätsrechte des Sultans von Marokko und deutsche Handelskonzessionen festgeschrieben worden waren.

In dieser heiklen Situation wurde ein Großteil der Legion, einschließlich der Einheiten des europäischen Kriegsschauplatzes, nach Marokko verlegt und durch ein neu gegründetes Kavallerieregiment der Fremdenlegion, das 1. REC, verstärkt. Die Legionäre – die sich aus vielen unterschiedlichen Nationalitäten zusammensetzten – sollten wie so oft in der Vergangenheit unter Einsatz ihres Lebens die Interessen Frankreichs mit Präsenz und Waffengewalt vertreten.

Doch eines war diesmal anders – das extrem karge Land mit seinem ungewohnt harten Klima bereitete den Europäern erhebliche Probleme. Das Alltagsleben war entbehrungsreich, die Forderungen der Vorgesetzten waren meist gnadenlos brutal, und das Leben dieser Männer kaum mehr als einen Pfifferling wert. Doch die in der Legion gemeinsam durchlebte Härte schuf wiederum Raum für gute Kameradschaft, die im Kampf gegen die gut organisierten arabischen Wüstenstämme auch bitter nötig war.

Besonders hart war der Dienst bei den berittenen Maultierkompanien. Während einer ritt, marschierte sein Kamerad nebenher. Hatte man den mörderischen Tagesmarsch von 30 oder 40 Kilometern überstanden, folgten Lagerbau und Wachen.

Die nachfolgende Geschichte erzählt von dreien dieser schneidigen Kerle, die in den Anfängen des letzten Jahrhunderts in Marokko für die Fahne Frankreichs in der Batterie Montée kämpften. Die Fremdenlegionäre stießen in den endlosen Sandmeeren Marokkos auf einen brillanten Gegner, der der Legion schwer zusetzte.

Ein Marsch durch die Wüste wird fast zum Desaster, und Fort Agou, das von der 10. Kompanie abgelöst werden soll, entwickelt sich binnen vier Tagen zu einem „Höllenfort“…

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